1. Seine Gerechtigkeit
Wer ruhig prüft, ob der gegenwärtige Krieg in diesem scharf bestimmten Sinne ein »gerechter Krieg« ist, der wird ihm meiner Überzeugung nach diesen Titel als Einheit eines Krieges nicht verweigern können. Nur wer solche Prüfung ernsthaft nicht anstellen will, wer nicht aufhört die Rechte (und das Rechtsbewußtsein) der kriegführenden Parteien, die ja eben der Krieg erst durch Tat gottesgerichtlich entscheiden soll, mit der »Gerechtigkeit« des Krieges, als Gesamterscheinung, zu verwechseln; oder wer fälschlich die Gerechtigkeit des Krieges mit der Frage gleichsetzt, auf welche und ob auf rechtmäßige oder auf unrechtmäßige Weise es zur Erklärung und zur zeitlichen Terminbestimmung des Krieges gekommen ist, nur der kann meines Erachtens diese Frage verneinen.
Ich lese fast jeden Tag Reden und Erklärungen von Männern, die man mit mehr, weniger oder gar keinem Recht zu den deutschen Geistesführern zählt, daß dieser Krieg im Kern ein ganz »ungerechter« sei, da er »Intrigen und Wortbrüchigkeiten einer russischen Kriegspartei«, »englischem Verrat« usw. sein Dasein verdanke; daß er uns wider alles Recht »aufgezwungen« sei und wir - mitten im Frieden sozusagen an gar nichts Böses denkend - von unseren Feinden »räuberisch überfallen« und so zur »Notwehr« gezwungen worden seien. Ich kann nicht finden, daß eine solche einseitig juristische oder subjektiv moralische Fragestellung und Auffassung der Größe und Würde